Albrecht Goes
Dichter und Denker

Helmut Zwanger: Albrecht Goes. Freund Martin Bubers und des Judentums


Es ist eindrucksvoll, wie an Leben und Werk des Dichters und Pfarrers Albrecht Goes ( 1908-2000) Versöhnungsarbeit zwischen Deutschen und Juden beispielhaft dargestellt wird. Das jüdische Schicksal im 20. Jahrhundert hat Goes' gesamte Arbeit geprägt und unverwechselbar gemacht. Die Wurzeln reichen bis 1922 zurück: Goes' Vater hatte nach der Ermordung des Außenministers Walther Rathenau einen Nachruf geschrieben und dem Sohn zu lesen gegeben. „Ein Ton kam zum Klingen, der nicht mehr verstummte: ,Was geschieht, geht dich an.'“ Zu einer „Stern- und Entscheidungsstunde“ wurde ein Seminar in Berlin, als er bei dem Religionsphilosophen und katholischen Theologen Romano Guardini die Erklärung des Memorials „Feuer“ von Pascal hörte: „Und in ihm diesen Kardinalsatz: ,Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs - nicht der Philosophen und Gelehrten.' Das ist sehr wesentlich ins Leben eingegangen und hat es begleitet.“ Die Israel-Bezogenheit von Guardinis Theologie prägte Goes' theologisches Verständnis nachhaltig.
Ein dritter wichtiger Bezugspunkt für Goes' Haltung ist ein Brief, den er 1934 an Martin Buber schrieb und in dem er um Rat fragte, wie er sich in dem Problem der „grenzenlosen Verantwortung“ für die Welt und die ihm anvertrauten Menschen verhalten sollte. Albrecht Goes war, das stellt Zwanger überzeugend heraus, gegen jeglichen Antisemitismus gefeit.
Nach Kriegsende war Goes der erste nichtjüdische Dichter Deutschlands, der (mit der Erzählung „Begegnung in Ungarn“) die Schoa-Erinnerung formuliert hat. Zu einem Höhepunkt dieser Erinnerung wurde die Erzählung „Das Brandopfer“, 1954, nach Zwanger die seinerzeit „klarste und hellsichtigste Deutung zum ,Dritten Reich'“.
Zwanger, selbst Theologe und Lyriker, verweist nachdrücklich auf die theologischen Grundlagen von Goes' Haltung, für den außer Frage stand, dass Gott seinen Bund mit Israel nicht aufgekündigt hatte. Der zweite große Vorzug des Buches ist, dass es viele bislang unveröffentlichte Dokumente wiedergibt, so etwa Briefe von und an Nelly Sachs, Primo Levi und Elazar Benyoetz.

Zeitzeichen 2/2009 Jürgen Israel

Erhaeltlich bei Kloepfer & Meyer Verlag in Tübingen ISBN 978-3-940086-15-0
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