Rezensionen ZeitZeichen |
noch bevor die Sonne aufgeht, oder wenn der Himmel
aufklaert, kann man den Horizont vom Himmel unterscheiden. In zweiter
Hinsicht ist es aber ein Gedicht über das Programm der Aufklaerung,
in dem Himmlisches und Irdisches ins rechte Verhaeltnis gesetzt wird.
Aufklaerung ist hier kein antireligioeses Programm, sondern die richtige
Unterscheidung von Gott und Welt, von Vernunft und Glauben, von menschlichen
Projekten und Programmen und religiöser Hoffnung. Und eine so verstandene
Aufklaerung bildet das Grundmuster seiner Gedichte. Entsprechend heißt
es über die "Moderne": Das Zaehlbare zählen/Messbares
messen/Quantifizieren/was ist.//Aber was ist /das schon? |
|
Unausgesprochenes/Glaenzend gefasst.
So beschreibt Helmut Zwanger in seinem neuen Lyrikband "morgenlicht" eine Plastik von Henry Moore. Was er über sie sagt, gilt von seinen Gedichten selbst. Mit hoher sprachlicher Praezision ist hier vieles Glaenzend gefasst, freilich nicht un-, sondern ausgesprochen, aber ausgesprochen behutsam. Wenige Worte bergen tief schuerfende Einsichten. Die Texte des 62-jaehrigen Pfarrers aus Tuebingen haben nichts Vollmundiges, sie sind leise, aber eindringlich. Zwanger arbeitet an der Sprache mit dem Mittel aeußerster Reduktion, die kein überfluessiges Wort zulaesst und den Leser fordert. Jedes Wort ist eine kostbare Frucht, zu lyrischen Stillleben arrangiert. Diese sind nicht beschaulich und nur selten gefaellig, aber kunstvoll und ueberraschend. Programmatisch klingt das zweite Gedicht seinen Bandes "Aufklaerung":Wenn du/Horizonte//Vom Himmel/Unterscheiden/kannst. Das ist in erster Hinsicht ein Naturgedicht.Wenn der Morgen graut, |
Rezensionen Schwaebisches Tagblatt 03/2005
|
|
|
In seinem neuen Lyrikband "morgenlicht" setzt der Tuebinger Pfarrer und Dichter Helmut Zwanger Mahnmale gegen die Geschwaetzigkeit. Helmut Zwanger ist Pfarrer von Beruf. Ein professioneller
Verkuender des Worts also, einer, der als Seelsorger Worte haben muss
fuer jede menschliche Befindlichkeit. Aber dieser Pfarrer ist, wie Eduard
Moerike, nebenbei auch Dichter. Und in seiner Lyrik offenbart Zwanger
eine große Scheu gegenueber Worten, vielleicht ist es auch Ehrfurcht.
Je weniger Worte sich in einer Zeile versammeln, desto groeßer
wird die Tragweite des einzelnen Worts, desto freier kann es auch schwingen.
|
|